Der unterbrochene Traum und das Trauma

PODIUMSGESPRÄCH

Esther Mujawayo-Keinereine ruandisch-deutsche Soziologin, Traumatherapeutin sowie Autorin und Ancilla Umubyeyi im Gespräch mit Doron Rabinovici

Sonntag, 28. April 2024 um 16 Uhr

Treffpunkt bei den Säulen der Erinnerung, Yppenplatz, 1160 Wien.
Das Gespräch findet anschließend in der Brunnenpassage statt und wird hauptsächlich in englischer Sprache geführt.

Doron Rabinovici

(geboren 1961 in Tel Aviv) ist ein österreichischer Schriftsteller und Historiker, der seit 1964 in Wien lebt. Seine literarische Arbeit umfasst Kurzgeschichten, Romane, Essays und Theaterstücke.

Doron Rabinovicis Familie übersiedelte 1964 von Israel nach Wien. Rabinovici studierte an der Universität Wien und promovierte im Jahre 2000 mit der historischen Arbeit Instanzen der Ohnmacht. Die Wiener jüdische Gemeindeleitung 1938 bis 1945 und ihre Reaktion auf die nationalsozialistische Verfolgung und Vernichtung. Im Jüdischen Verlag bei Suhrkamp wurde die Dissertation unter dem Titel Instanzen der Ohnmacht: Wien 1938–1945. Der Weg zum Judenrat publiziert.

Doron Rabinovici schreibt nicht nur literarische Texte wie die Kurzgeschichtensammlung Papirnik (1994) oder die Romane Suche nach M (1999), Ohnehin (2004), Andernorts (2010), Die Außerirdischen (2017) und Die Einstellung (2022), sondern auch nicht-fiktionale Texte, in denen er zu Entwicklungen in Österreich und zur Politik Stellung bezieht. Er gibt darin auch Auskunft zur jüdischen Identität, doch ebenso zu poetologischen Überlegungen, etwa zu seiner Schreibintention oder zur Rolle der Literatur.

Bereits Rabinovicis erster Roman Suche nach M aus dem Jahr 1997 handelt von der Nachwirkung der Vernichtung. Auch seine anderen Romane thematisieren immer wieder den Umgang mit Erinnerung, NS-Vergangenheit, Fremdheit, Migration, Rechtsextremismus in Österreich, jüdisches Leben in Wien.

In den Jahren 2013 und 2014 initiierte und konzipierte er gemeinsam mit Matthias Hartmann die Zeitzeugenproduktion Die letzten Zeugen am Burgtheater. Er stellte dabei das Textbuch zur Aufführung zusammen; die Produktion bezog sich auf die Novemberpogrome 1938, die sich 2013 zum 75. Male jährten, erlangte hohe Wertschätzung seitens Publikum und Presse und wurde zum Berliner Theatertreffen 2014 eingeladen:

„Das ist in Wien sehr behutsam in Szene gesetzt, verzichtet auf theaterwirksame Garnierung, ist im besten Sinne erzählend – und hat deshalb nichts von pflichtschuldiger Erinnerungsverrenkung mit Betroffenheitsautomatik. „Die letzten Zeugen“ ist ein eindringliches, aber auch fragiles (Theater-)Dokument.“– Jury des Berliner Theatertreffens

Im Jahr 2018 stellte Doron Rabinovici nach einer Idee von Florian Klenk die Dramacollage „Alles kann passieren!“ Ein Polittheater zusammen, ein Mosaik aus Reden und Statements rassistisch populistischer Regierungspolitiker Europas, das das Wesen und die Absichten dieser Politik offen zutage treten lässt. Die Lesung ist bloß durch einzelne Zitate von Hannah Arendt, Viktor Klemperer und Erich Kästner kommentiert und ist von wenigen Sätzen umrahmt, die von Rabinovici stammen. Alles kann passieren! wurde mehrere Male im Burgtheater aufgeführt.

Doron Rabinovici ist Mitglied im Vorstand der Grazer Autorinnen Autorenversammlung. Seit 1986 ist er ein Sprecher im Republikanischen Club – Neues Österreich gegen Antisemitismus, Rassismus, Homophobie und Rechtspopulismus. Als engagierter Intellektueller rief Rabinovici im Jahre 2000 aus Protest gegen eine Regierungsbeteiligung der FPÖ zur Großdemonstration „Nein zur Koalition mit dem Rassismus“ auf. Seit 2018 ist er außerordentliches Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Doron_Rabinovici

www.rabinovici.at ist die offizielle Website von Doron Rabinovici

Ancilla Umubyeyi

stammt aus Ruanda und lebt seit 1991 in Österreich, ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Sie ist eine Überlebende des Genozids in Ruanda.
Im Jahr 1994 wurden binnen 100 Tagen etwa 1 Mio. Tutsi ermordet. Darunter auch ein Teil ihrer Familie.
Als Überlebende fühlt sie sich verantwortlich, über die damaligen Geschehnisse in Ruanda zu informieren und zu mahnen, da sich solche Ereignisse überall und zu jeder Zeit wiederholen können–wie wir es derzeit erleben.
Ebenso will sie den Opfern des Genozids die Würde zurückgeben, die ihnen damals entrissen wurde.

“Mein größter Wunsch ist es, dass dieser Völkermord und seine Opfer nicht in Vergessenheit geraten und die Menschen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.”

Ancilla Umubyeyi ist Beraterin und Komiteemitglied von Rwanda Diaspora in Österreich.

Esther Mujawayo-Keiner

geborene Mujawayo (* 10. September 1958 in Taba-Gitarama, Ruanda) ist eine ruandisch-deutsche Soziologin, Traumatherapeutin und Autorin. Sie ist Mitgründerin von AVEGA (Association des Veuves du Genocide d’Avril), der Assoziation der Witwen des Genozids vom April 1994.

Esther Mujawayo wurde 1958 in Ruanda als jüngste von vier Töchtern eines Grundschullehrers und Geistlichen geboren. Sie ließ sich von 1973 bis 1977 in Kigali zur Grundschullehrerin ausbilden und arbeitete bis 1979 als Lehrerin in einem Internat in Remera, Ruanda. Von 1979 bis 1985 studierte sie an der Katholischen Universität von Louvain, Belgien, Sozialarbeit und anschließend Soziologie und erwarb darin den Master-Degree. Sie kehrte nach Ruanda zurück und arbeitete zunächst ein Jahr lang als Lehrerin in Kirinda/Kibuye und von 1990 bis 1996 als stellvertretende Landesrepräsentantin für Ruanda, Burundi und Ostkongo der Entwicklungsorganisation Oxfam. Sie engagierte sich in verschiedenen ruandischen Frauenorganisationen.

Im Genozid, in dem von April bis Juni 1994 eine Million Menschen, Tutsi und oppositionelle Hutu, ermordet wurden, wurden auch ihr Mann Innocent und fast 300 ihrer direkten Familienangehörigen ermordet. Sie selbst überlebte mit ihren drei kleinen Töchtern, weil in der Nacht, in der die Hutu sie entdeckten nur Männer ermordeten wurden. Eine ihrer Zufluchtstationen war das Hôtel des Mille Collines, das durch den Film Hotel Ruanda weltweit bekannt wurde.

Nach dem Genozid gründete sie gemeinsam mit anderen Witwen die Organisation AVEGA und wurde deren Vizepräsidentin. 1996 ging sie für ein Jahr zur therapeutischen Ausbildung an die Universität von East Anglia, Großbritannien. Nachdem sie nach ihrer Rückkehr zunächst wieder für Oxfam gearbeitet hatte, konnte sie von 1998 bis 1999 mit Unterstützung von Oxfam hauptberuflich bei AVEGA als Traumatherapeutin tätig sein. Gleichzeitig war sie Vorstandsvorsitzende von FNARG, einem nationalen Fonds zur Unterstützung der Genozidopfer.

Sie heiratete in zweiter Ehe den evangelischen Pfarrer Helmut Keiner und lebt seit 1999 mit ihren drei Töchtern in einem kleinen Ort am Niederrhein. Seit 2001 arbeitet sie als Traumatherapeutin im Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge Düsseldorf mit schwertraumatisierten Flüchtlingen aus verschiedenen afrikanischen Ländern, vor allem mit Frauen und mit Jugendlichen.

Auf zahlreichen Kongressen, Veranstaltungen und internationalen Konferenzen, unter anderem in Südafrika, Großbritannien, Belgien, Schweiz, Kanada, Österreich, Italien und Schweden hält sie Vorträge und Lesungen.

Esther Mujawayo hat zwei Bücher veröffentlicht: Ein Leben mehr und Auf der Suche nach Stéphanie. Für beide Bücher hat die algerisch-französische Journalistin Souâd Belhaddad Mujawayos Berichte aufgeschrieben.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Esther_Mujawayo

Buchempfehlungen

Diese Veranstaltung in Kooperation mit der Brunnenpassage begleitet das Projekt:

30 Jahre Gedenken an den Genozid an den Tutsi in Ruanda

Ein Gedenkprojekt von Bele Marx & Gilles Mussard (Künstlerisches Konzept, Idee und Projektorganisation) auf Initiative, im Auftrag und in Kooperation mit Ancilla Umubyeyi

Impressum

Künstlerisches Konzept, Idee und Projektorganisation
BELE MARX & GILLES MUSSARD

Initiative, Beauftragung und Mitorganisation
ANCILLA UMUBYEYI

DATEN

ERÖFFNUNG
Sonntag, 7. April 2024 um 16 Uhr
1160 Wien, Yppenplatz
Säulen der Erinnerung
Anschließend Zusammenkommen in der Brunnenpassage

PODIUMSGESPRÄCH
Esther Mujawayo-Keinereine ruandisch-deutsche Soziologin, Traumatherapeutin sowie Autorin und Ancilla Umubyeyi im Gespräch mit Doron Rabinovici
Sonntag, 28. April 2024 um 16 Uhr
Treffpunkt bei den Säulen der Erinnerung, Yppenplatz, 1160 Wien.
Das Gespräch findet anschließend in der Brunnenpassage statt und wird hauptsächlich in englischer Sprache geführt.

PROJEKTPÄSENTATION
Mittwoch, 8. Mai 2024 um 15 und 17 Uhr
Säulen der Erinnerung, Yppenplatz, 1160 Wien.
im Rahmen von Erinnern in Zukunft StraßenKunstFest Preview – Open Air am Yppenplatz

LESUNG
erstmals aus dem nun auf deutsch erschienenen Buch Akzeptiere Einfach Nicht, Zu Sterben von Dimitrie Sissi Mukanyiligira
Samstag, 25. Mai 2024 um 17.30 Uhr
Treffpunkt bei den Säulen der Erinnerung, Yppenplatz, 1160 Wien.
Die Lesung findet anschließend in der Brunnenpassage statt und wird in englischer Sprache geführt.

KONZERT
Großes Finale mit Vusa Mkhaya and Band
Freitag, 28. Juni 2024 um 17.30 Uhr
Bele Marx & Gilles Mussard und Ancilla Umubyeyi laden zusammen mit Rwanda Diaspora in Österreich zur SCHLUSSVERANSTALTUNG im Rahmen dieses Projekts.
Treffpunkt bei den Säulen der Erinnerung, Yppenplatz, 1160 Wien.
Das Konzert findet anschließend in der Brunnenpassage statt und wird von Salon WOLLzeile in Kooperation mit der Brunnenpassage produziert.

Eintritt frei

Analoges Denkmal
Umsetzung mit Musou Black

Artefakt/Virtuelles Denkmal
Umsetzung mit dem Artificial Museum (ARM), einer Initiative der Künstlerin Litto/Daniela Weiss und programmiert von Jascha Ehrenreich. ARM nutzt den öffentlichen Raum als Träger für Kunst mittels einer web-basierten augmented-reality Applikation. Das Artefakt wurde in Kooperation mit SystemKollektiv und 3D Künstler Peter Várnai realisiert und ist auf der Platform des Artificial Museum (artificialmuseum.com) ersichtlich. 

Das Artefakt ist ab 7.4.2024 mit Ton über einen QR Code abrufbar, daher werden ein Smartphone mit Zugang zu mobilen Daten und Kopfhörer benötigt. Diese müssen eigenständig mitgebracht werden. >>> hier geht’s zur Anleitung

Hinweis für Apple-userinnen: IOS unterstützt derzeit keine augmented reality, um das Artefakt auf Apple-Geräten sehen und hören zu können, bitten wir im Vorfeld den XR-browser downzuloaden oder die Apple-ID mitzunehmen und die app mit dem Team vor Ort zu installieren.

Produktion
couscous & cookies, verein für elastische poesie
in Kooperation mit masc foundation, Brunnenpassage und Initiative Bunker 16

Mit freundlicher Unterstützung von Musou Black und der MA 59 

Die Schlussveranstaltung und das Konzert am 28.6. wird im Rahmen des Salon WOLLzeile gefördert von der
Stadt Wien Kultur 

Die Erweiterung zum künstlerisch-wissenschaftlichen Erinnerungsprojekt wird gefördert von
Otto Mauer Fonds und der Bezirksvertretung – Ottakring, Bezirksvorsteherin Stefanie Lamp

In Erinnerung an Walter Arlen (verstorben September 2023) und seine Familie DICHTER

Dank an Roland und Richard Schütz von der masc foundation,
Anne Wiederhold, Miki Podgorac, Srdan Ivanović, David Mathews und das Team der Brunnenpassage,
Litto / Daniela Weiss, Jascha Ehrenreich, Hidéo Snes und Peter Várnai von Artificial Museum (ARM),
Daniel Puschina von Musou Black, Cay am Yppenplatz, sowie Susanne Höhne, Dominique Fina, Susanne J. Györög, Hannah Singer, Brita Pohl, Matthias Adensamer, Doron RabinoviciEsther Mujawayo-Keiner, Dimitrie Sissi Mukanyiligira, Vusa Mkhaya, Timna Brauer, Katrin Jordan, Doris Danler, Christine Stromberger, Elvira Faltermeier, Elisabeth Blum und Elvira M. Gross

Links
Genocide Archive of Rwanda

Säulen der Erinnerung
Brunnenpassage
Initiative Bunker 16
Artificial Museum (ARM)
Musou Black

Otto Mauer Fonds

Brita Pohl
Cay am Yppenplatz

Esther Mujawayo-Keiner
Doron Rabinovici
Vusa Mkhaya

*© Roland Schütz

Kontakt
bele(at)belegilles.com

Mehr Informationen zum Genozid an den Tutsi in Ruanda >>> Genocide Archive of Rwanda

Einladung zur Gedenkveranstaltung zum 30. Jahrestag des Genozids an den Tutsi in Ruanda, organisiert von der Rwanda Diaspora in Österreich in Kooperation mit der Botschaft der Republik Rwanda

Dieses Projekt wurde realisiert dank der Kooperation von

Die Schlussveranstaltung (Konzert) am 28.6. wird im Rahmen des Salon WOLLzeile gefördert von

Die Erweiterung zum wissenschaftlich-künstlerischen Erinnerungsprojekt 2025 wird gefördert von

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